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Heute habe ich mal wieder in meiner Kiste gestöbert. Dort habe ich verschiedene „Zeitzeugen“ aus meinem Leben gesammelt. So auch den Artikel über die Linder Eisbeine. Weil nur ich den in meiner Box sehen kann, dachte ich mir, ich stelle den Artikel im Zuge meiner Historie Reihe in den Blog ein. Aber es soll nicht nur den Artikel geben, sondern auch wie es zu der Oberlinder Kirchweih bei der Oberlinder Feuerwehr gekommen ist. Denn alles im Leben geht nicht von 0 auf 100, sonder wächst.

Wie ich mir von älteren Feuerwehrkameraden erzählen lassen habe, war der Ursprunger der Kirchweih bei der Oberlinder Feuerwehr ein Frühshoppen am Sonntag. Nach der Wende und auch schon davor sah es mit Wirtshäusern in Oberlind etwas mau aus. Das letzte fackelten die Kronacher ab, hab ich mir sagen lassen. Jedenfalls gab es kein Wirtshaus am Platz, und so stellten die Kameraden der FFW Oberlind ein paar Biertische und -bänke beim Feuerwehrdepot auf. Das war der Start. Beim nächsten Mal waren es schon mehr Bänke und vielleicht auch schon Gäste und so muss wohl die Idee geboren worden sein, ein Fest zu veranstalten. Hans Dobmeier war zu diesem Zeitpunkt der Wehrführer, ihn kann man leider nicht mehr fragen. Vielleicht kann der Klaus mehr dazu beitragen.

Ich greife auf meine Erinnerungen zurück, welche wahrscheinlich nicht akurat sind.

Das Fest wuchs mit jedem Jahr, und weil das Wetter in Deutschland nicht beständig ist, auch im Sommer regnet es oft, organisierte Hans einen Lastenfallschirm, welcher auf dem Vorplatz des Depots aufgespannt wurde. Es regnete auch, nur hielt der „Schirm“ nicht viel Wasser ab. In meinen Erinnerungen war das die schönste Kirchweih der FFW Oberlind. Jeder Kamerad war bei der Kirchweih eingespannt. Seit 1994 war ich ein Aktives Mitglied in der Feuerwehr. Ich war dann die ersten Jahre mit meinem Vater in der Bratwursthütte eingespannt und kassierte das Geld für Bratwürste und Rostbrätel. Kopfrechen war angesagt, kein Taschenrechner, und die Preise waren nicht rund. Nach einer Schicht hat man auch gestunken wie verrückt.

Die nächste Erinnerung ist, dass ich bei der Eisbeinausgabe kassiert habe. Dazu muss ich noch sagen, das Reinhard und ich mit der Küchencrew und Peter Scheller involviert waren, deshalb waren wir wahrscheinlich auch in der Bratwursthütte, was übrigens eine wirklich richtige extra Hütte war.

Aber zurück zur Eisbeinausgabe. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Eisbeine noch in Waschkesseln bei Vereinskameraden gekocht und von dort per Handtransport zu der Ausgabe gebracht. Das war natürlich nicht sehr effizient. Ich war dann mehrere Jahre bei der Ausgabe, bis, wahrscheinlich 1998, ich war beim Studium in Ilmenau und kam etwas später, mein Job war an jemanden anderen vergeben worden. Ich machte mir da nichts draus und half meinen Vater beim Eisbeinkochen. Wir hatten da schon eine Gulaschkanone, kochten aber immernoch bei Feuerwehrleuten zu Hause. Ich schaute mir das an.

Mit der Erfahrung von der Eisbeinausgabe, großer Ansturm um 14 Uhr, kein Abbruch bis 19 Uhr und keiner wollte ein Eisbein nach 20 Uhr, im Falle wir hatten noch welche, und wenn Leute länger warten mussten, sagen wir 30 Minuten und länger, wanden sie sich der Bratwurst und Rostbrätel zu, stellte ich das Kochen um. Undmit der Erfahrung vom Eisbeinkochen, ich lernte im Jahr zuvor wie lange die ersten Eisbeine brauchten um fertig zu sein, wieviel schneller die zweite und dritte Kochung ging, es war mehr Fett im Wasser und das Wasser war schon warm, stellte ich einen effizienteren Kochplan auf. Ich konnte dann sogar Peter Scheller, den Chef-Koch der FFW Oberlind, überzeugen alle Eisbeinkochaktivitäten bei privaten Leuten einzustellen. Wir hatten sogar eine Tafel mit der Anzahl von Eisbeinen und Zeitpunkte, Anfang vom Kochen und Fertigstellung.

In dem ersten Jahr mit dem Plan lief alles wie geschmiert. Zwar mussten sich Leute immernoch anstellen, wurden aber schneller bedient.

Der Höhepunkt meiner Eisbeinkochkarriere war das Jahr mit 950 Eisbeinen. Ja richtig gehört, wir kochten von 11 – 19 Uhr 950 Eisbeine. In meiner Erinnerung waren 25 übrig. Angefangen hatte alles mal mit 50 oder so.

2003 war mein letztes Jahr bei der Eisbeinabteilung, von 2004 – 2006 arbeitete ich am Chiemsee und seit 2007 bin ich nicht mehr in Deutschland. Meine Strategie lebte über die Jahre weiter, mit Reinhard, der Mann an der Gulaschkanone . Aber nun hat auch er den Stab an die jüngere Generation weitergeben.

Artikel: Freies Wort, 20. Juli 2002, Stefan Licht

Was Besucher der „Linder Kerwa“ besonders anzieht oder: Wie die Eisbeine zu den Schlemmern kommen

In Oberlind schaut man bei der Kirchweih regelmäßig auf die Beine. Gerade ältere Männern läuft dabei genüsslich das Wasser im Munde zusammen.

Oberlind – Bei diesen so bewunderten Beinen handelt es sich allerdings nicht um die der Damen, sondern um die leckeren Eisbeine, die in den letzten Jahren zu dem kulinarischen Renner der „Linder Kerwa“ wurden. Jedes Jahr müssen fast 90 Säue für die Oberlinder Feuerwehr ihr Leben lassen, um die Besucher mit rund 700 schmackhaften Eisbeinen zu beliefern. Denn wie der Fachmann weiß, lassen sich aus den Haxen einer Sau acht Eisbeine gewinnen.

Jahr für Jahr ist es das gleiche Schauspiel: Hunderte von Menschen stürmen am Freitagnachmittag – dem ersten Tag der „Linder Kerwa“ – zum Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr. Dort werden sie bereits erwartet von den fleißigen Kameraden und Kameradinnen der Linder Wehr. Es sind 70 Männer und Frauen im Alter von 14 bis 75, die jedes Jahr dafür verantwortlich sind, dass die vielen Gäste dann auch so schnell wie möglich das auf den Teller haben, wonach sie so sehr gelüstet: ein Eisbein.

Das Eisbeinessen hat zur Linder Kirchweih schon Tradition.Sämtliche aktive und passive Vereinsmitglieder der Wehr veranstalten jährlich dieses Fest im Fest. Die Einnahmen des alljährlichen Eisbeinessens werden in neue Ausrüstung und Technik für die Wehr gesteckt.

Für das Eisbeinessen bedarf es einer längeren Vorbereitung. Denn bevor es mit dem Essen losgehen kann, muss noch eine große Menge Organisatorisches erledigt werden. So müssen beispielweise die Eisbeine rechtzeitig bestellt werden, damit sie lange genug in einer speziellen Pökellage aus Nitritsalz und Zucker liegen können. Nur so bekommen sie den typischen Geschmack, welcher sie bei Jung und Alt so beliebt macht.

Bis zu Beginn des Festes lagern die mittlerweile gut durchgezogenen Eisbeine in den Kühlräumen der Oberlinder Fleischereien – bis zum großen Tag. Denn das die Beine ausschließlich bei Oberlinder Fleischern eingekauft werden, darauf legen die Veranstalter großen Wert. Mit einer Gulschkanone und drei Waschkesseln ausgerüstet werde die fertig gepökelten Beine nach der Abholung beim Metzger für den Verzehr gekocht. Als Beilage stellt man drei Kessel voll Sauerkraut, 30 Hektoliter Bier und natürlich jede Mende Semmeln bereit.

Das alles passiert under Anleitung von Feuerwehr-Chefkoch Peter Scheller. Dem liegt das leibliche Wohl aller Besucher besonders am Herzen, ist es doch für ihn auch eine Frage der Ehre, dass die Eisbeine auch munden. Da wie jedes Jahr die begehrten Beine spätestens um 21 Uhr ausverkauft sein werden, stehen zusätzlich noch 1300 Bratwürste und 750, in Senf marinierte Rostbrätel zur Verfügung.

Aber auch für alle, denen dieses Gericht nicht zusagt, ist gesorgt. So haben die Frauen der Feuerwehrleute für Samstag und Sonntag Kaffee, Kuchen vorbereitet. Aber viele kommen am ersten Kirmestag eben ausschließlich wegen der Eisbeine. So auch gestern. Die meisten verspeisten eines, manche allerdings auch zwei, oder drei oder …

Doch Achtung: Auch bei der Oberlinder Kirchweih gilt – in Abwandlung – ein geflügeltes Wort. Und das lautet: Wer zu spät kommt, der kriegt zur Strafe kein Eisbein!

Freies Wort – 20. Juli 2003 – Die berühmtesten Beine von Lind
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